Am 23. September 2023 findet von 10.00 bis 17.00 Uhr der Kongress des Netzwerks Karlsruhe gegen Rechts im jubez statt. Die Veranstaltung trägt den Titel „Rechtes Gedankengut im Alltag – Einfallstore und Gegenstrategien“. Neben verschiedenen Fachvorträgen wird es auch Workshops geben, die das Thema vertiefen.
In unserer Gesellschaft sind rechte Einstellungen und Überzeugungen an vielen Stellen fest verankert. Täglich werden Menschen aufgrund bestimmter Eigenschaften ausgegrenzt und diskriminiert werden. Viele sprechen von einem gesellschaftlichen Rechtsruck. Gleichzeitig stellen wir fest, dass rechtes Gedankengut in immer mehr gesellschaftliche Bereiche einsickert oder auch einstmals fortschrittlich belegte Begriffe umgedeutet werden. Rechte Gruppierungen versuchen beispielsweise in den Betrieben Fuß zu fassen. Fast täglich begegnet uns rechtes Gedankengut im Alltag, nicht immer erkennen wir es sofort.
Das Netzwerk Karlsruhe gegen Rechts hat sich gegründet, um dort aktiv zu werden, wo Menschen angegriffen und ausgegrenzt werden. Bei unseren Kongressen setzen wir uns jedes Mal intensiv mit den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und dem Rechtsruck auseinander, zuletzt 2021 mit der strukturellen Ebene in rechten Netzwerken und deren Strategien. Diesmal wollen wir uns dem Thema: „Rechtes Gedankengut im Alltag – Einfallstor und Gegenstrategien“ widmen.
Am Vormittag werfen wir einen Blick auf die Entwicklung rechter Strukturen in Baden-Württemberg und auf rechtes Gedankengut im Umweltschutz. Dabei werden auch Zusammenhänge erläutert und beleuchtet, wie sich die Themenbereiche gegenseitig bedingen und ergänzen. Am Nachmittag folgt ein Vortrag zum Antifeminismus in Baden-Württemberg. Zudem können die Aspekte „Rassistischer Sprache in Bildungseinrichtungen“, „Unterwanderung von betrieblicher Interessenvertretung“, „Diskriminierungserfahrung – wie reagieren?“ in Workshops vertieft werden.
Vorträge:
Rechte Szenen im Südwesten – Lucius Teidelbaum
Der Begriff „Rechtsruck“ ist seit Jahren in aller Munde. Dieser Rechtsruck findet auch in Baden-Württemberg statt. Maßgebliche rechte Akteure sind Parteien, aber auch andere Organisationen. Während alte Akteure wie die NPD kaum noch sichtbar sind, haben sie neue wie die rechtspopulistische „Alternative für Deutschland“ fest etabliert. Andere Akteure wie die antisemitische Ludendorffer-Sekte halten sich bewusst im Hintergrund bzw. fliegen bewusst unter Radar.
In dem Vortrag soll ein grober Überblick über die verschiedenen Erscheinungen extrem rechter Ideologie, ihre VertreterInnen und Netzwerke, ihre Inhalte und ihre Gefahren in Baden-Württemberg vorgestellt werden.
Lucius Teidelbaum ist freier Journalist, Publizist und Rechercheur zum Thema extreme Rechte und anliegende Grauzonen. Von ihm erschien zuletzt im Unrast-Verlag „Vom Querdenken zur Querfront? Corona-Proteste von rechts“.
Rechtes Gedankengut im Umweltschutz – FARN
Im Oktober 2017 haben die NaturFreunde Deutschlands und die Naturfreundejugend Deutschlands gemeinsam die Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN) gegründet. FARN untersucht die historischen und aktuellen Verknüpfungen des deutschen Natur- und Umweltschutzes mit extrem rechten und völkischen Strömungen. Darüber hinaus diskutieren und entwickeln die Teilnehmenden Handlungsstrategien zum Umgang mit Kooperationsanfragen, Vereinnahmungs- und Unterwanderungsversuchen von rechts. Welche Beweggründe haben extrem rechte Akteur*innen sich in diesen Themenfeldern zu engagieren? Welche Ziele verfolgen sie? Im angekündigten Vortrag wird an Hand regionaler Beispiele die Instrumentalisierung und Anschlussfähigkeit von Natur- und Umweltschutzthemen durch rechte Akteur*innen aufgezeigt.
Organisierter Antifeminismus in Baden-Württemberg – Len Schmid (mobirex)
Ob Männerrechtsgruppierungen, radikale Abtreibungsgegner*innen oder Akteur*innen, die gegen sexuelle Bildung der Vielfalt mobilisieren – organisierte antifeministische Gruppierungen sind auch in Baden-Württemberg aktiv und gut vernetzt.
Im Vortrag widmet sich Len Schmid von der Fachstelle mobirex im Demokratiezentrum Baden-Württemberg den Fragen, was Antifeminismus ausmacht, welche antifeministischen Narrative in der Gesellschaft vertreten sind und welche Gefahren mit antifeministischer Ideologie einhergehen. Anhand der Betrachtung unterschiedlicher organisierter antifeministischer Gruppierungen in Baden-Württemberg sollen Überschneidungen zu extrem rechten Ideologien und zu Facetten von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sichtbar gemacht werden.
Workshops:
Workshop 1: Nazis auf dem Weg in die Betriebe – IG-Metall
Rechtsextreme versuchen nicht nur die Straße, sondern zunehmend auch die Arbeitswelt als Kampffeld für sich zu erobern. Hauptakteur ist dabei die rechte Pseudo-Gewerkschaft „Zentrum (Automobil) e.V.“, die seit Jahren in Betriebsräten im Automobilsektor vertreten ist. Im Workshop wollen wir das Netzwerk der Neuen Rechten und deren betriebspolitischen Strategien genau unter die Lupe nehmen und gemeinsam darüber diskutieren, was wir auf betrieblicher Ebene konkret dagegen tun können.
Workshop 2: Sprache und Rassismus – Annette Ganter, Antidiskriminierungsstelle
In Deutschland wachsen wir alle mit rassistischen Strukturen, Normen und Regeln auf. Sprache kann hiervon nicht ausgenommen werden. In diesem Workshop werden wir daher kurz den Rassismusbegriff beleuchten und im weiteren Verlauf den Fokus auf Sprache und rassistisches Sprechen legen. Wir werden gemeinsam die Fragen bearbeiten: Wie erkenne ich rassistische Begriffe und rassistisches Sprechen? Wie kann ich selbst einen sensibleren Sprachgebrauch lernen?
Workshop 3: Betzavta – ein Einblick – Nasrin Farkhari, Marcel Seekircher
„Miteinander“ – die deutsche Übersetzung des hebräischen Wortes „Betzavta“ – beschreibt den Inhalt dieses Programms zur Demokratie- und Friedensbildung sehr genau.
Es geht um das Erleben, Erfühlen, Erlernen und Begreifen eines demokratischen Miteinanders in der Gesellschaft, das zu mehr Verständnis, besseren Konfliktregelungen und damit zu mehr Frieden führt. Durch unterschiedliche Spiele und Methoden werden demokratische Prinzipien, Entscheidungsprozesse und „Machtverhältnisse“ erfahrbar gemacht. Betzavta wurde vom Jerusalemer ADAM Institut als Konzept zur Demokratie- und Friedenserziehung entwickelt und wird in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit wirkungsvoll eingesetzt.
Moderation:
Johannah Illgner
Johannah Illgner ist Inhaberin von Plan W – Agentur für strategische Kommunikation, Betreiberin von CoWomen Heidelberg und studierte Politikwissenschaftlerin und Ethnologin (M.A.). Sie ist Expertin für diversitysensible Kommunikation, Queerfeminismus, (Female) Networking und Antidiskriminierung.
Johannah Illgner ist vielfältig ehrenamtlich aktiv: bei den Digital Media Women Rhein-Neckar, dem Queerfeministischen Kollektiv Heidelberg, dem Queeren Netzwerk Heidelberg, dem Netzwerk gegen Rechts Heidelberg, bei Frauen gegen Rechts Rhein-Neckar und der Frauen-AG Heidelberg – dem Zusammenschluss der Heidelberger Frauenverbände und -institutionen.
Neben der Vereinsarbeit engagiert sich Johannah außerdem in der Politik und ist Stadträtin im Heidelberger Gemeinderat, stellvertretende Kreisvorsitzende der SPD Heidelberg, Vorsitzende des Ortsvereins Heidelberg-Bergheim sowie im Landes- und Bundesvorstand der ASF aktiv.
Vor Ort wird eine Awareness-Lounge angeboten. Die Awareness-Lounge bietet euch Raum zur Begegnung und Rückzug während der Veranstaltung. Wir wollen gemeinsam eine Atmosphäre erschaffen, die es erlaubt, Verantwortung zu übernehmen ohne persönliche Grenzen zu überschreiten. Alle sollen sich sicher und gewertschätzt fühlen.
Ebenso ist eine Kinderbetreuung nach Anmeldung möglich (bitte entsprechend im Anmeldeformlar ausfüllen).
Hier finden Sie weitere Informationen: Flyer mit Informationen zum Kongress
Bitte melden Sie sich hier an: Anmeldung Kongress 2023
Zum Schutz unserer Referent*innen ist das Erstellen von Bild-/Ton-/Bewegtbildaufnahmen nicht gestattet.